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Programmnachlese 2020

Abschied vom Domherrenhof

Mit dem plötzlichen Tod unseres geschätzten Gastgebers Rupert Waldmüller im Oktober 2020 geht auch für den CV-Ortszirkel eine Ära zu Ende: Seit Mitte der 1980er Jahre war der Domherrenhof, geführt von Theresa und Rupert Waldmüller, unser Stammlokal, in dem zahlreiche Empfänge, Feste, Vorträge, Stammtische usw. stattgefunden haben. Unsere Gedanken und Gebete sind in dieser Zeit bei seiner Frau Theresa Waldmüller. Zugleich sagen wir ein aufrichtiges "Vergelt's Gott" unseren aufmerksamen Gastgebern und dem gesamten Team. Wir werden diese Zeit und die jahrzehntelange Gastfreundschaft im Domherrnhof in bester Erinnerung behalten!

Aufgrund der staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie gab es für die Zeit von April bis Mitte Juli 2020 keine Veranstaltungen des CV-Ortszirkels Eichstätt. Erst Ende Juli bis Anfang Oktober fanden sich unter Einhaltung der Hygienevorschriften und mit gebotener Vorsicht wieder Cartellbrüder und Gäste zusammen. Das geplante Programm für das WS konnte bis auf den Gedenkgottesdienst im November und einen Jahresanfangsgottesdienst am 27. Januar 2021 nicht durchgeführt werden.

Download Programm CV-Ortszirkel Eichstätt WS 2020/21
CVOZ_Programm_WS2021_www.pdf
PDF-Dokument [250.1 KB]

Mitgliederversammlung am 12.2.2020

Im Rahmen der Mitgliederversammlung des CV-Ortszirkels am 12. Februar 2020 wurde die bisherige Vorstandschaft nach zwei Jahren ihrer Tätigkeit für eine weitere Amtszeit von zwei Jahren gewählt. Der Vorsitzende dankte den anwesenden Mitgliedern für Engagement im CV-Ortszirkel. Zugleich ermutigte er die Anwesenden neue Mitglieder für den Zirkel zu gewinnen.

Neujahrsempfang des CV-Ortszirkels am 15.1.2020

Zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang im Domherrenhof trafen sich die Eichstätter Mitglieder des Cartellverbands der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen (CV), das sind die „Alten Herren“ mit ihren Damen, wie auch die Frauen verstorbener Mitglieder und die „Aktiven“, also die aktuell an der Uni Studierenden. Der Neujahrsempfang, der bereits zum 22. Mal stattfand, ist eine Mischung aus Geselligkeit und Begegnung, kurzen Grußworten mit geistigen und geistlichen Impulsen, eleganter Musik –  dargeboten von Josef Richter und dem Stadtkapellmeister Markus Beck – sowie Speis und Trank.

 

Der Philistersenior der ortsansässigen CV-Studentenverbindung Alcimonia, Dr. Sebastian Kießig, warf einen kritischen Blick auf die Debattenkultur in bundesdeutschen Parlamenten, die geprägt sei von einem „Rigorismus mit Absolutheitsanspruch“ bis hin zur „Dämonisierung des politischen Mitbewerbers“. Er verwies auf die Potentiale, die sich aus couleurstudentischer Erfahrungen in einer CV-Korporation entwickeln können, so dass diese durchaus als eine Schule der Demokratie betrachtet werden kann. CV-Studentenverbindungen haben nämlich zwei wesentliche Merkmale einer demokratischen Grundstruktur, nämlich beschlussfassende Gremien und eine Wahl aller Funktionsträger. Es gibt jedes Semester Neuwahlen der Verantwortungsträger („Chargen“) sowie regelmäßige Zusammenkünfte, in denen die Wahlen durchgeführt und die Belange der Verbindung auf Augenhöhe diskutiert und grundsätzliche Entscheidungen getroffen werden. Kießig forderte zu einer „praktizierten wertschätzenden Haltung in der demokratischen Diskussion“ auf: „Führen wir diese Art des Debattierens über die Verbindung hinaus fort und zeigen wir unseren Stil in der Gesellschaft unseres Landes“.

 

Der Vorsitzende des CV-Ortszirkels Eichstätt, Marco Kühnlein, gedachte zunächst zweier sehr prominenter Mitglieder, die im letzten Jahr verstorben sind. Über Jahrzehnte waren Sebastian Herrmann, der der erste Senior der neugegründeten Studentenverbindung Alcimonia und viele Jahre Zweiter Bürgermeister der Stadt Eichstätt war, und Dr. Helmut Hroß, der u. a. als Direktor des Willibald Gymnasium den Bau des Schulzentrums in der Schottenau mitverantwortete und mitgestaltete, treue Mitglieder des CV-Ortszirkels.

 

In seiner Ansprache lud Kühnlein zu einer gedanklichen Zeitreise ein in die sogen. „goldenen Zwanziger“ des 20. Jahrhunderts: Das Kaiserreich ist vorbei. Die Spannungen zwischen den europäischen Staaten leben fort. Die entstehende Weimarer Republik ist künstlerisch-kulturell eine hochproduktive Zeit. Der Kinofilm als eigenes Medium kommt zum Durchbruch und ein neues Frauenbild entsteht, wie es sich z. B. in der Mode durch den typischen Charleston-Look ausdrückt. Technisch-wirtschaftlich kommt es zu enormen Errungenschaften: die Elektrifizierung (in Eichstätt gibt es nach Beschluss des Stadtrats im Juli 1920 elektrischen Strom), zivile Luftfahrt und der Verbrennungsmotor werden weiterentwickelt. Der Aufschwung wird durch die Weltwirtschaftskrise 1929 abrupt beendet; Ergebnisse sind Inflation, Massenarbeitslosigkeit und innenpolitische Polarisierung, an deren Ende 1932 radikale Parteien, nämlich die Kommunistische Partei, Deutschnationale und die NSDAP, 60 % der Gesamtstimmen bei der Reichstagswahl erhalten. Mitten in diese Zeit fallen die Anfänge des Eichstätter CV-Ortszirkels.

Die damaligen Mitglieder, so erinnerte der Vorsitzende Kühnlein, hatten aus Ihrer katholischen Prägung heraus dieses und vieles mehr zu debattieren. Heute – knapp 100 Jahre später – würden sich die Mitglieder mit vergleichbaren Themen beschäftigen: Droht ein Zerfall Europas durch Brexit und Ost-West-Dualismus? Wie wirkt sich die innenpolitische Radikalisierung zwischen Links- uns Rechtsextremismus auf die Gesellschaft aus? Welchen Sinn hat eine Rede vom „christlichen Abendland“, in dem an Ostern nur noch ca. 15 % der Bevölkerung in die Kirche gehen, aber 40 % mit der Ostereiersuche beschäftigt sind? Droht eine neue (Welt-)Wirtschaftskrise? Wie ist der rasante Fortschritt der Technik, heute v.a. bei neuen Kommunikationsmitteln und im Bereich der „Künstlichen Intelligenz“, einzuschätzen und die Verheißung, mit ihnen eine bessere Welt schaffen zu können?

Angesichts dieser Entwicklungen richtete Kühnlein den Appell an die Zuhörer, gebunden an die Prinzipien des CV und ermutigt durch die Unterstützung Gleichgesinnter, eigene Beiträge zu leisten zum Fortbestand von Kirche, Wissenschaft, Demokratie und sozialem Miteinander. Dass dies sehr schwierig sein könne, zeige beispielsweise das Verbot des CV-Ortszirkels Eichstätt in den 1930er Jahren sowie die lange Reihe von CVern, die in Deutschland gegen das NS-Regime aufgetreten waren und dafür verhaftet oder gar hingerichtet wurden.

 

Abschließend konnte Josef Richter sehr Erfreuliches über den sozialen „Leuchtturm“, das CV-Zisternenprojekt, berichten, mit dem die Arbeit von P. Bernhard Hanke in der Pfarrei Campo Alegre im Nordosten Brasiliens unterstützt wird. Innerhalb der letzten beiden Jahre ist ein sehr deutlicher Zuwachs im Spendenaufkommen zu verzeichnen, so dass beim Neujahrsempfang im Jahr 2021 womöglich die Grenze von insgesamt 100.000 € an gesammeltem Geld überschritten sein könnte. Um dies zu erreichen, läuft derzeit eine neuartige Fundraising-Aktion: In einer Bild-Auktion werden vier Aquarelle aus dem künstlerischen Schaffen des Eichstätter Ortszirkel-Mitglieds Siegfried Schieweck-Mauk meistbietend versteigert. Der Erlös kommt dabei vollumfänglich dem CV-Zisternenprojekt zugute.

 

Text: Prof. Dr. H.-J. Göppner